Stummes Zeichen (Riesengebirge)

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Original-Satz der Němé značky von 1923 mit Muttichs Monogramm (Krkonošský hřeben= Riesengebirgskamm, západní=westlich, východní=östlich, značky na německé straně=Zeichen auf der (damals) deutschen (heute polnischen) Seite)

Die Stummen Zeichen, tschechisch Němé značky oder auch Muttichovka genannt, sind rot lackierte Orientierungszeichen aus Blech, die heute hauptsächlich im tschechischen Teil des Riesengebirges zur Wegmarkierung verwendet werden. Die Schilder sind meist an Schneeleitstangen befestigt, die vielfach entlang der Wege aufgestellt sind.

Der tschechische Maler und Illustrator Kamil Vladislav Muttich (1873–1924), der selbst ein begeisterter Skiläufer war, entwickelte die Piktogramme, um die touristische Beschilderung auf sinnvolle und zweckmäßige Weise zu ergänzen und so die Sicherheit in der oft unwirtlichen Natur, besonders im Winter, zu verbessern. Die Abbildung links hat er selbst zur Vorstellung seiner Erfindung und Demonstration ihrer Nützlichkeit angefertigt.

Die einfachen Zeichen erkennt man auch bei widrigsten Witterungsbedingungen – bei Frost, starkem Wind und dichtem Nebel. Selbst stärkster Raureif macht sie nicht unkenntlich. Eines der ursprünglichen Ziele war es auch, zwischen den deutschen und den tschechoslowakischen Behörden zu vermitteln, die sich darüber gestritten hatten, welche Sprache in beiden Ländern als Wegweiser verwendet werden sollte. Die gewählte Bezeichnung „Stumme Zeichen“ verdeutlicht die Sprachneutralität. Im Winter 1923/24 wurden die ersten Exemplare an den meistfrequentierten Stellen im Riesengebirge von Harrachov bis Janské Lázně angebracht. Bei ihrer Einführung gab es zunächst insgesamt 29 Symbole, die wichtige Bergbauden, Gipfel, Siedlungen und andere Örtlichkeiten darstellten.

Ihre Bedeutung ist meist gut verständlich, wie es z. B. einen Henkelkrug als Symbol für die Töpferbauden (Hrnčířské boudy) zeigt. Bei manchen Zeichen erschließt sich der Sinn jedoch nicht auf den ersten Blick. So ist nicht sofort klar, warum Muttich für die Berghütte Černá bouda unter dem Gipfel des Černá hora (Schwarzenberg oder Spiegelkoppe) einen Rhombus wählte. Wenn man aber weiß, dass die Berghütte ursprünglich Schwarzschlagbaude hieß, kann man erkennen, dass damit der begrenzte Bereich der Rodungsfläche gemeint ist.

Im Laufe der Zeit wurden die Zeichen weiterentwickelt. Manche aus Muttichs Originalsammlung, wie z. B. der Fuchs für den Liščí hora wurden noch stärker vereinfacht. Einige haben ihre Bedeutung geändert, wie etwa der sechszackige Stern, der früher für Nový Svět (Neuwelt) stand. Andere sind aus verschiedenen Gründen verschwunden. Dazu zählt auch das sehr sinnfällige Zeichen für die Bergbaude Výrovka (Tannenbaude), die auch unter dem Spitznamen Geiergucke bekannt ist. Und schließlich wurden neue Zeichen hinzugefügt.

Wiesenbaude
(alt)
Bergkamm
0
Wiesenbaude
(neu)

Bemerkenswert ist auch die Entwicklung des Symbols für die Luční bouda (Wiesenbaude). Ihr Zeichen sah ursprünglich wie ein gleichschenkliges solides Dreieck aus mit einem breiteren Rechteck an der Basis und ähnelte damit dem Zeichen für den Grat des Schlesischen Kamms, der durch ein gleichschenkliges gefülltes Dreieck dargestellt ist. Bei schlechtem Wetter konnte man die beiden Bilder leicht verwechseln. Deshalb wurde das Symbol für die Wiesenbaude einfach auf den Kopf gestellt.[1]

Muttichs Karte von 1923 mit all seinen 29 Zeichen

6 von Muttichs 29 Zeichen wiesen zu einem Ort, der damals auf deutschem (na německé straně) – heute polnischem – Gebiet liegt. Interessanterweise gab es jedoch nie ein Zeichen für die markante von weitem sichtbare Baude auf dem Reifträger (1922 errichtet). Auf polnischem Gebiet liegend und von den Schildern ausgewiesen sind heute nur noch die Schneegruben. Insgesamt sind 7 Zeichen ausgemustert worden:

7 ausgemusterte Zeichen
Zeichen Bedeutung Beschreibung Status
Tschechisch Deutsch Typ
Jakobsthal Jakobsthal Siedlung der Buchstabe T ausgemustert, liegt auf polnischer Seite
Nová slezská bouda Neue Schlesische Baude Baude der Buchstabe N ausgemustert, liegt auf polnischer Seite
Stará slezská bouda Alte Schlesische Baude Baude der Buchstabe A ausgemustert, liegt auf polnischer Seite
Jindřich bouda Prinz-Heinrich-Baude Baude der Buchstabe H ausgemustert, liegt auf polnischer Seite, niedergebrannt
Hamplova bouda Hampelbaude Baude der Buchstabe H, liegend ausgemustert, liegt auf polnischer Seite
Obří důl Riesengrund Tal Pfeil nach unten ausgemustert
Výrovka Tannenbaude, Geiergucke Baude ein stilisierter Geier ausgemustert
Zeichen für die Schneegruben auf einer Stange vor der Wosseckerbaude
D für Dvoračky
R für Rokytnice nad Jizerou

Die nachfolgende Liste enthält alle der insgesamt 31 gegenwärtig verwendeten Zeichen (Stand 2017). 7 von Muttichs Zeichen wurden ausgemustert (siehe oben). Von den 22 verbliebenen wurden 6 verändert, 16 blieben unverändert. 9 Zeichen kamen neu hinzu, wobei fünf davon (, , , und ) im Dreieck Pec-Žacléř-Janské Lázně liegen und somit das ursprüngliche Verbreitungsgebiet von Muttichs Zeichen nach Südosten erweitern (die übrigen vier neuen Zeichen , , und liegen im „alten“ Kartenausschnitt).

Zeichen Bedeutung Beschreibung Status
Tschechisch Deutsch Typ
Benecko (orig. Žalý) Benetzko Siedlung Kreuz mit Spitze oben auf einem liegenden Balken original
U Bílého Labe Weißwasserbaude Baude Schale oder Halbkreis, oben offen neu
Černá bouda Schwarzschlagbaude Baude Umriss eines Quadrats, auf die Spitze gestellt neu
Dvoračky Hofbaude Baude der Buchstabe D, stilisiert mit geraden Balken original
Harrachov (orig. Nový Svět) Harrachsdorf (orig. Neuwelt) Siedlung Stern, sechszackig (Symbol für den Glanz des Kristallglases der dortigen Glashütten)[1] original
hřeben Bergkamm Bergkamm Dreieck, gefüllt original
Hrnčířské Boudy Töpferbauden Baude Umriss eines Bechers vereinfacht
Jablonec nad Jizerou Jablonetz Siedlung der Buchstabe Y auf einem liegenden Balken original
Janské Lázně Johannisbad Siedlung Vogelkralle oder Fichtenzweig neu
Klínové Boudy Keilbauden Baude der Buchstabe K neu
Labská bouda Elbfallbaude Baude der Buchstabe L mit leicht schrägem stehenden Balken original
Lahrovy Boudy Lahrbauden Baude der Buchstabe Y, auf den Kopf gestellt neu
Liščí hora (orig. Liščí boudy) Fuchsberg Berg Fuchs, stilisiert vereinfacht
Lučiny Hartmannsgrün Siedlung/Baude der Buchstabe B für den deutschen Ortsnamen Bodenwiesbauden neu
Luční bouda Wiesenbaude Baude Dreieck, gleichschenklig, auf die Spitze gestellt mit einem die Basis überkragenden Balken gedreht
Martinova bouda Martinsbaude Baude der Buchstabe M original
Mísečky Schüsselbauden Baude Stufenpyramide, auf den Kopf gestellt vereinfacht
Pec pod Sněžkou Petzer Siedlung Pilz oder Regenschirm neu
Petrova bouda Peterbaude Baude der Buchstabe P original
Pomezní Boudy (orig. Hraniční boudy) Grenzbauden Baude der Buchstabe E, um 90° nach rechts gedreht vereinfacht
Rezek Jerusalem Siedlung der Buchstabe E, um 90° nach links gedreht original
Rokytnice nad Jizerou Rochlitz an der Iser Siedlung der Buchstabe R original
Rýchorská bouda (früher Rennerova bouda) Rehornbaude (früher Rennerbaude) Baude drei nebeneinander stehende Hausgiebel original[A 1]
Sněžka Schneekoppe Berg Umriss eines gleichseitigen Dreiecks (früher ausgefülltes Dreieck wie Bergkamm) detailliert
Sněžné jámy bzw. Vysoké Kolo Schneegruben bzw. Hohes Rad Tal/Berg Kreis mit vertikalem Durchmesser original
Špindlerova bouda Spindlerbaude Baude der Buchstabe Z, gespiegelt original
Špindlerův Mlýn Spindlermühle Siedlung der Buchstabe X oder ein Kreuz (Symbol einer Wegkreuzung)[1] original
Úpa Aupa Siedlung/Fluss ein rechtwinkliges U mit senkrechtem Strich darunter, oder ein rechtwinkliges Y neu
Vosecká bouda Wosseckerbaude Baude der Buchstabe V original
Vrchlabí Hohenelbe Siedlung der Buchstabe W original
Žacléř Schatzlar Siedlung der Buchstabe Z neu
  1. Das Zeichen mit den drei Hausgiebeln hat sich zwar nicht verändert, wird jetzt aber für die Rýchorská bouda (Rehornbaude) verwendet, früher für die Rennerova bouda (Rennerbaude). Beide Orte liegen ca. 15 km Luftlinie voneinander entfernt.
Commons: Stumme Zeichen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Riesengebirgs - Saison Winter 2013. Krkonoše - Verband seiner Städte und Gemeinden, Zámek 1, 543 01 Vrchlabí, S. 15, abgerufen am 10. Oktober 2017.